Mitglieder der Göttinger Folkgruppe „Lilienthal“, die 1976 entstand, als sich Musiker der beiden Irish-Folk-Gruppen „Pakish Paddy“ und „Kith and Kin‘“ zusammenschlossen und bin­nen weniger Stunden ein gemeinsames Programm aus deutschen und skandinavischen Volkstänzen erarbeite, welche ihren ersten regulären Auftritt im Göttinger Kellerclub „Nörgelbutt“ absolvierten, waren zum Zeitpunkt des Anti-WAA-Folkfestivals Wolfgang Beisert (Harfe, Gitarre, Waldzither, Krummhorn, Gesang), Hans-Jörg Mauksch (Kontrabass, E-Bass, Blockflöte, Krummhorn, Rauschpfeife, Gesang), Rainer Schobeß (Hackbrett, Gitarre, Tiple, Dulcimer, Krummhorn, Gesang) und Herwig Steymanns (Gesang, Gitarre, Geige, Mandola, Akkordeon,

Krummhorn). Einen größeren Bekanntheitsgrad erlangte die Formation, nachdem sie auf einem Stadtteilfest in Göttingen von dem renommierten Folk-Produzenten Carsten Linde entdeckt und gefördert wurde, der mit den Musikern deren erste LP „Lieder und Tänze“ produzierte. Es folgte 1981 die LP „Jetzt ist Zeit und Stunde da“, wofür das Quartett sich auch aus dem zweibändigen Standardwert von Wolfgang Steinitz: Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten bediente.

Was Abwechslungs- und Einfallsreichtum sowie Spielfreude anbelangt, war „Lilienthal“ eine der profiliertesten Gruppen in der Bundesrepublik, welche mühelos Elemente lateinamerikanischer Musik mit einfühlsamer deutscher Liedbegleitung verband, als „Tanzteufel“ rockte, aber auch klassische Stücke der Renaissance in ihrem Repertoire hatte. Daneben waren aber auch Einflüsse der irischen Folkgruppe „Planxty“ sowie der englischen Folkrocker „Fairport Convention“ unverkennbar. Der damalige „Lilienthal-Sound“ klang nicht museal, sondern kunstvoll und unterhaltend, egal ob es sich um instrumentale oder gesungene Titel handelte. Auch international wurden Repertoire und Qualität der „Lilienthaler“ sehr geschätzt. So fuhren sie seinerzeit als Vertreter der ARD zum Festival der Europäischen Rundfunkanstalten nach Finnland, traten auch in Dänemark, den Niederlanden und in Spanien auf. Tourneen führten die Gruppe nach Skandinavien, Irland, der Schweiz, Holland, Kuba und mehrfach nach Kolumbien. In Deutschland ließ es sich „Lilienthal“ angelegen sein, immer wieder auch auf aktuelle Probleme hinzuweisen und gegen die damalige Atompolitik sowie auf Veranstaltungen für die Friedensbewegung aufzutreten, etwa auch am 10. Oktober 1981 in Bonn. Deswegen wurde die Formation auch 1986 zum Folk-Festival nach Wackersdorf eingeladen, wobei der persönliche Kontakt zur Regensburger Deutschfolk-Formation „Anonym“ eine Rolle spielte, welche die „Lilienthaler“ anlässlich anlässlich eines Städtewettbewerbs Göttingen gegen Regensburg, einem Fernseh-Auftritt in Berlin (West) im Sommer 1985, eingeladen hatte. Die Gruppe stand „Anonym“ und der „Regensburger Bordunmusik“ auf der Bühne. Nach dem Abebben des Deutsch-Folkrevivals nach 1990 blieben die Musiker von „Lilienthal“ einander verbunden, bis der überraschende Tod des Hauptsängers Herwig Steymanns Anfang der 2000er Jahre eine gemeinsame Weiterarbeit unmöglich machte.

Wolfgang Beisert ist quasi der „Nachlassverwalter“ von „Lilienthal“ und heute immer noch nebenberuflich musikalisch aktiv in der Formation „Front Porch Picking“, in der auch das frühere Bandmitglied Hans-Jörg Mauksch mitspielt.

 

 

Offizielle Homepage Lilienthal: Keine

Offizielle Homepage: Front Porch Picking