Die am 17.09.1927 im pfälzischen Pirmasens geborenen Zwillingsbrüder Hein & Oss Kröher werden mit Recht als Wegbereiter des „Neuen Singens“ im deutschen Sprachraum nach dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet, als „Väter“ der neuen deutschen Volksliedbewegung, seit sie im Jahr 1963 zusammen mit Peter Rohland auf der Burg Waldeck im Hunsrück das Festival „Chanson Folklore International“ begründeten.

 Ohne „die Kröhers“ gäbe es mit Sicherheit die deutsche Folkszene, wie sie seit Mitte der 1970er Jahre bestand und deren Mitglieder sich seither oft ins politische Tagesge­schehen einzumischen trachteten und immer wieder Aktionen z.B. des Bund Naturschutz sowie der verschiedensten Bürgerinitiativen unterstützten, nicht. Durch Fernseh-und Rundfunkaufnahmen, Konzerte im In- und Ausland, mit einem aktiven Repertoire von etwa 2000 Liedern haben sie auf meh­rere Generationen von Folkies und Volksliedsängern gewirkt, viele Lieder an andere Sänger und Volksliedgruppen weitergegeben und sind somit zu „Volkssängern“ im wahrsten Wort­sinn geworden. Als „Volkssänger“ setzten sich die beiden unermüdlich für die demokratischen Rechte und Belange des kleinen Mannes ein und traten etwa am 10. Oktober 1981 auf der Großdemonstration in Bonn gegen die aktuellen Nachrüstungspläne der Bundesregierung auf. Charakteristisch war ihre Reaktion, als sie nach ihrer möglichen Teilnahme am Festival in Wa­ckerland gefragt wurden: „Zu so einer Veranstaltung würden wir sogar zu Fuß von Pirmasens kommen“. So waren die Kröhers im Übrigen nicht nur Teilnehmer des Folkfestivals vom 03./04. Mai 1986 und rührten bereits am 02. Mai während eines Konzertes in der „Goldenen Ente“ in Regensburg kräftig die Werbetrommel zugunsten der Veranstaltung des darauffolgenden Tages, sondern traten auch an anderen Orten immer wieder entschieden gegen die WAA und gegen Militarismus auf, etwa am 04. März 1987 in der Oberpfalzhalle Schwandorf, wo ein politi­scher Aschermittwoch durchgeführt wurde und auf einem Sommerfest des Bund Naturschutz in Wiesenfelden am 27. Juli des gleichen Jahres.

 

Der Schuhvertreter und spätere Lehrer Oskar und der Kaufmann Heinrich waren zunächst in der bündischen Jugendbewegung verwurzelt. In der Nachkriegszeit spielten beide zunächst als Gitarristen im Zweibrücker Jazzorchester, bald widmeten sie sich jedoch in ihrer Freizeit ganz dem deutschen Volkslied. Sie veröffentlichten insgesamt 17 Langspielplatten und CDs sowie Bücher mit Liedsammlungen aus aller Welt. Für ihr Liederbuch „Das sind unsre Lieder“, il­lustriert von Gertrude Degenhardt, erhielten sie 1978 auf der Weltausstellung für Buch­kunst in Tel Aviv die Silbermedaille. Gemeinsam mit Peter Rohland initiierten sie das Festival Chanson Folklore International auf Burg Waldeck (1964–69). Als Vorläufer und Urväter des deutschen Folkrevivals wurden Hein & Oss von den Organisatoren des Anti-WAA-Folkfestivals ganz bewusst zu dieser Veranstaltung eingeladen, hatten sie sich doch neben Rohland als erste konsequent um die Verbreitung deutschen de­mokratischen Liedgutes verdient gemacht und waren damit zum Wegbereiter vieler Deut­schfolk-Gruppen geworden. Lange bevor man von einer neuen Volksliedbewegung sprach, hat sich das Gesangs- und Gitarrenduo um demokratische Volkslieder bemüht: Arbeiterlieder, Freiheitslieder der Heckerzeit von 1848/49, Lieder vom Hambacher Fest, Partisanenlieder und Soldatenlieder gegen den Drill, Seemannslieder und Cowboylieder, Lieder vom Wandern, vom Trinken und von der Unrast.

Ihre Liederbücher sind stilprägend. Die Mitbegründer und regelmäßigen Teilnehmer der Festivalreihe „Chanson Folklore International“ auf Burg Waldeck bereisten jahrzehntelang die halbe Welt, auch für das Goethe-Institut und den Deutschen Akademischen Austauschdienst. Sie wurden schon früh zu musikalischen Botschaftern der Bundesrepublik Deutschland, und der Bundespräsident verlieh ihnen für ihr vielfältiges künstlerisches Schaffen im Jahr 2000 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Darüber hinaus erhielten sie zahlreiche weitere Aus­zeichnungen.

Die Brüder betätigten sich auch schriftstellerisch. Heinrich Kröher schrieb Kolumnen in der Pirmasenser Zeitung unter dem Pseudonym Hoyna Tsiyäuna („Heiner Zigeuner“) und do­kumentierte dabei die Pirmasenser Mundart. Oskar Kröher veröffentlichte ein erfolgreiches Buch („Das Morgenland ist weit“) über eine Motorradfahrt mit seinem Freund Gustav Pfirr­mann im Jahr 1951 nach Indien. Zu Oskars 80. Geburtstag im Herbst 2007 erschien seine Autobiographie „Ein Liederleben“.

Beim Auftritt am 15. Juni 2011 auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz kündigten die Brüder dies als ihr letztes öffentliches Konzert an. Hein Kröher verstarb am 14. Februar 2016 in seiner Heimatstadt Pirmasens.

 

 

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