Das besondere Interesse der gebürtigen Kalifornierin Nancy Thym, die anfangs der 1970er Jahre erstmals nach Deutschland, ins oberpfälzische Pleystein, kam, um an einem Instrumentenbaukurs teilzunehmen, wo sie damals eine Harfe baute, galt den Balladen und Volksliedern aus dem englisch- und dem deutschsprachigen Raum.

Die ersten Grundlagen zu ihrem breiten Wissen hatte sie durch ein Volkskunde-Studium an der Universität Kalifornien Los Angeles erworben, das sie mit dem Diplom für Volkskunde und Mythologie abschloss. Da sie aber das Gefühl hatte, einem so lebendigen Kulturgut wie dem Volkslied in den Mauern einer Universität nicht gerecht werden zu können, vervollständigte sie ihre Kenntnisse durch Volksliedforschungen direkt in Irland, Schottland und England. Um das Klangbild bei ihren Liedvorstellungen passend abzurunden, begleitete sie ihren Gesang auf alten oder nachgebauten Instrumenten wie Harfe, Drehleier, Scheitholz, Wandervogellaute und Dulcimer, wobei sie sich im Laufe der Jahre zu einer ausgewiesenen Harfensammlerin und –spezialistin entwickelte, welche sogar ein „Harfenmuseum“ initiieren und gründen sollte. Schon ab Anfang der 1980er Jahre hatte sie sich als Gastlektorin vom „Folk Harp Journal“ sowie mit verschiedensten Artikeln über die Geschichte der Harfe, über Volkserzählungen und Balladen zur Spezialistin herangebildet und an den öffentlichen Diskussionen der Fachleute auf diesem Gebiet beteiligt. Ihr musikalisches Talent wurde mehrfach auf Festivals und Volksmusikwettbewerben bestätigt, wo sie Preise für traditionellen Gesang und Instrumentalspiel gewann - so 1984 den ersten Preis der Santa Rosa Scottish Highland Games für traditionelles schottisches Harfenspiel. Auch im Hörfunk und im Fernsehen war die vielbegabte Künstlerin zu hören und zu sehen. Nach Wackersdorf kam Nancy Thym durch die Kollegen von Anonym, mit denen sie schon vorher zusammengearbeitet hatte.

In den folgenden Jahren und Jahrzehnten betrieb Nancy Thym vor allem Forschungen zu Entwicklung und Geschichte der Harfe weiter und wurde zur ambitionierten Märchenerzählerin – untermalt mit Liedern und Harfenspiel. Sie gab vor allem Balladenkonzerte zu verschiedenen Themen oder bot „lebendige-Geschichte“-Programm an, bei
denen sie Harfenistinnen verschiedener Epochen und Länder Gestalt gab. Heute sind ihre grundlegenden Forschungen zur Geschichte und Spielweise der norwegischen Krogharpe international anerkannt. Anhand früher Beschreibungen der schottischen, irischen und sibirischen Harfentechnik versucht sie die Spielweise dieses vergessenen Instruments zu rekonstruieren. Sie wird oft nach Norwegen eingeladen, um Konzerte und Vorträge zu halten. Erzählung und Harfenspiel verschmelzen, wenn sie nordische Sagas und traditionelle Geschichten, untermalt mit Musik auf der Krogharpe, aufführt. Auf Nancy Thyms Initiative ging auch die Installierung eines „Zentrums für frühe Musik“ im „Gotischen Haus Burgheßler“ in der Nähe von Naumburg am südlichen Rand von Sachsen-Anhalt zurück, welches 1493 errichtet wurde und in einen jahrhundertelangen Dornröschenschlag fiel. Heute werden dort regelmäßig Konzerte, Kurse und Festivals für Musik aus verschiedenen historischen Epochen mit Künstlern von internationalem Rang veranstaltet und man befasst sich zudem mit Forschungen zur Musikgeschichte und historischem Instrumentenbau, bietet das Gotische Haus doch ein perfektes Ambiente für Konzerte, Kurse, Ausstellungen, Festivals und Kinderprogramme, die sich mit Musik und Tanz vom Mittelalter bis zum Barock beschäftigen. 

 

Offizielle Homepage: Nancy Thym