„Kumpfmühler Sänger“

Gesangsgruppe aus Regensburg, die bereits 1974 von Max Scheller gegründet wurde und sich bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1994 der Pflege traditioneller niederbayerischer und Ober­pfälzer Volksmusik verschrieben hatte. Mitglieder des Quartetts waren zu Wackersdorf-Zeiten neben Max Scheller Erhard Loeffler, Gerhard Wuttke und Hans Eckmannn. Die Gruppe be­stand bis zum Tod von Max Schellers im Jahr 1994.

Mitglieder der Formation waren (zu verschiedenen Zeitpunkten):

Bonaventura („Bene“) Beerschneider, Bass – von Beruf Maschinenschlosser

Johann Eckmann, 2. Tenor – Diplomingenieur für Nachrichtentechnik

Erhard Löffler, 1. Tenor, Diplomingenieur und Beamter.

Er war zeitweise auch Geiger bei den „Roahausener Geigenweibern“

Maximilian Scheller, 2. Tenor/3. Tenor, Rechtspfleger.

Zeitweise begleitete er die Gruppe auf der Gitarre.

Sepp Schinner: Zither

Gerhard Wuttke, Bariton, Gymnasiallehrer (Englisch, Religion)

 

Die „Kumpfmühler Sänger“ sangen nicht zu­fällig häufig am „Marterl“ in der Nähe des Bau­geländes und trugen zur Gestaltung zahlreicher Gottesdienste von Pfarrer Richard Salzl und an­deren Seelsorgern bei, entstammen die Mitglie­der doch alle der katholischen Jugendbewegung, nämlich der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg in Kumpfmühl, einem südlichen Stadtteil von Re­gensburg. Schon seit den späten 1950er Jahren nahmen Beerschneider, Eckmann, Wuttke, Löffler und Scheller an deren Gruppenstunden und auch aktiv am Gemeindeleben von St. Wolfgang teil. In der Gruppe sang man Pfadfinderlieder und ent­deckte die Freude am gemeinsamen Singen.

Als Ende der 1960er Jahre die Volksmusikabteilung der Regensburger Buchhandlung Pus­tet aufgelöst wurde, kam man billig an Notenmaterial – etwa das „Leibhaftige Liederbuch“ von Walter Schmidkunz, Wolfenbüttel 1938, „Fein sein, beinander bleiben“. Alpenländische Volks­lieder aus Österreich, Salzburg 1947 herausgegeben von Cesar Bresgen, sowie „Das Bairische Liederstandl“, Frasdorf o.J.. von Wastl Fanderl. In der Folge traten die Sänger zunächst unter dem Namen „Die Leibhaftigen“ bei den verschiedensten Veranstaltungen der Pfarrei auf und machten in der Krypta von St. Wolfgang erste Tonbandaufnahmen, wobei man schließlich den „unangemessenen“ Gruppennamen durch den Namen „Kumpfmühler Sänger“ ersetzte. Unter diesem Namen fiel die Gruppe im Jahr 1974 dem damaligen Bezirksheimatpfleger Dr. Adolf Eichenseer auf, der sie in Veranstaltungen integrierte und auch außerhalb ihrer Pfarrei bekannt machte. Eichenseer war es auch, der das Interesse der Sänger vor allem an der Ober­pfälzer Volkskultur, d.h. am traditionellen Liedgut der Oberpfakz weckte.

Die „Kumpfmühler Sänger“ traten im kirchlichen Rahmen vor allem zu geistlichen Anläs­sen – Advent, Christkindlwiegen, Passionssingen, Maiandachten, Gestaltung von Gottesdiens­ten („Waldlernesse“, „Kumpfmühler Messe“) – auf, während man im weltlichen Bereich an „Sitzweilen“ teilnahm und die musikalische Gestaltung verschiedenster Feste und Heimata­bende übernahm.

Schließlich wirkten die „Kumpfmühler Sänger“ auch bei Aufnahmen zu einer Schallplat­ten-Reihe des Bezirkstags der Oberpfalz – „Volksmusik in der Oberpfalz“ mit, für deren Zusam­menstellung Dr. Eichenseer verantwortlich zeichnete.

  • „Wer den niat ka(nn)“
  • „Da Engl is kumma“
  • Schoi mouß göih“.

 Außerdem kam es verschiedentlich zu Aufnahmen der Gruppe anlässlich des Schwarzen­felder Sänger- und Musikantentreffens 1975 sowie für das „Ostbayern-Journal“ des Bayeri­schen Rundfunk in der Bonifaziuskirche zu Regensburg 1976. Dabei ging es niemals um Geld. Wurden ausnahmsweise bei größeren weltlichen Veranstaltungen oder bei Plattenaufnahmen „Gagen“ gezahlt, kam das Geld in eine Gemeinschaftskasse und wurde für Benzinkosten oder für Spenden verwendet. Diese Einstellung führte die „Kumpfmühler Sänger“ im Jahr 1983 so­gar zu dem Beschluss, bei keiner Veranstaltung mehr teilzunehmen, bei denen Eintrittsgelder verlangt wurden.

Neben sozialen Motiven gab es bei den „Kumpfmühlern“ zeitweise auch Bestrebungen, politisch wirksam zu werden, wobei Anfang der 1980er Jahre ein gemeinsames großes Inter­esse an der Friedensbewegung bestand. So trachteten sie in diesem Zusammenhang danach, Antikriegslieder zu singen, fanden aber im Bereich der Oberpfälzer Volksmusik nur zwei pas­sende Lieder: „Die Schlacht in Regensburg“ (1809) und „D‘ Fuchsmühl’n“ (1894). Zeitweise trugen sich die Musiker deswegen mit dem Gedanken, wie ihre Kollegen von der „Biermösl Blosn“ oder den „Nussgackl“ traditionelle Lieder umzutexten. Doch man traute man sich dies letztendlich nicht zu und scheute den damit verbundenen großen Zeitaufwand. Solche Lieder hätten für die Präsentation meist eine längere Erklärung erfordert und wären bei den üblichen Veranstaltungen der „Kumpfmühler Sänger“ auch unpassend gewesen. Zwar hätte sich bei der Veranstaltungsreihe „Musik unter den Linden“ der Folk- & Volksmuskwerkstatt Oberpfalz und Ostbayern im Regensburger „Café unter den Linden“ ein geeignetes Publikum gefunden und man hätte Kontakte zu anderen engagierten Musikern finden können, doch gaben die „Kumpf­mühler Sänger“ dieses Vorhaben auf, als die Wirtschaft 1986 zeitweise wegen Renovierung geschlossen wurde.

Als Mitte der 1980er Jahre der Streit um die WAA offen entbrannte, sahen sich die „Kumpf­mühler“ veranlasst, neben ihrem privaten Anti-Atom-Engagement auch als Gruppe tätig zu werden. Hier war es gerade das oftmals polemische und militante Eintreten des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, das zu einer Politisierung der Gesangs­gruppe führte. Sie fühlten sich vor allem auch wegen ihrer Kinder verantwortlich, denen sie eine gesunde Zukunft in einer nicht verstrahlten oder vergifteten Umwelt bieten wollten. Sie wollten bei diesen Auftritten nach eigener Aussage „der Schöpfung ihr Recht geben und ihre „Angst vor Atomkraft zum Ausdruck bringen“.13 Für sie wurde das Singen bei Andachten am „Franziskus-Marterl“, dem Treffpunkt der WAA-Gegner am Bauzaun der WAA in Wackers­dorf, ein wichtiges Ereignis. Ansprechpartner war oft Pfarrer Salzl, einer der Initiatoren und Organisatoren der Marterl-Andachten. Daneben waren sie bestrebt, mit ihrer Haltung auch traditionelle Volksmusikkreise zu konfrontieren, ihre Sängerkollegen zu „provozieren“ und zur Diskussion und zu Engagement aufzufordern. Auch bei Veranstaltungen etwa zu Geburtstagen politischer (CSU-)Prominenz, so des oberpfälzer Regierungspräsidenten Karl Krampol, nahm man diese Position ein und trug auch im Rahmen dieser Auftritte Anti-WAA-Sticker.

 

 

Offizielle Homepage: Keine