„Liederjan“ waren zum Zeitpunkt, als die norddeutsche Folk- und Kabarettgruppe am An­ti-WAA-Folkfestival am 03./04. Mai 1986 teilnahm, noch Jörg Ermisch, Rainer Prüss und An­selm Noffke. Seit Mitte der 1970er Jahre sind sie eine der ältesten und beliebtesten und wohl nach wie vor einflussreichsten Gruppen des Deutschfolk-Revivals, obwohl die große Zeit des Deutschfolk in den 1990er Jahren abebbte und es inzwischen auch um „Liederjan“ stiller ge­worden ist. Dennoch ist die Formation heute noch regelmäßig auf Tour und mit CDs vertreten. Nachdem die Gruppe zunächst unter dem Namen „Tramps & Hawkers“ irische Musik gemacht hatte (es gibt immerhin 4 LPs aus jenen Tagen), hatten sich Jörg Ermisch, Anselm Noffke und damals noch Jochen Wiegandt 1975 dem deutschen Volkslied in all seinen Spielarten zuge­wandt. Das Repertoire von „Liederjan“, die 1985 mit dem „Deutschen Kleinkunstpreis“ und 1991 mit dem Publikumspreis „Garchinger Kleinkunstpreis“ ausgezeichnet worden waren und 1986 im Auftrag des Goethe-Instituts unter anderem in Kanada und Mexiko auftraten, reichte von Liedern des 15. bis zum 20. Jahrhundert, wobei die drei Liederjane für ihr Repertoire in Ar­chiven und in alten Liederbüchern forschten. Später versuchten die Musiker sich immer mehr an eigenen Texten und Kompositionen. Auf ihren aktuellen Tonträgern sind zumeist eigene Lieder zu hören und „historische“ Lieder machen die Minderheit aus. Von Anfang an zeigte die Gruppe vielfältiges soziales und politisches Engagement, etwa auch auf der legendären Groß­veranstaltung der Friedensbewegung gegen die Nachrüstung am 10. Oktober 1981 in Bonn, war auf Seiten der AKW-Gegner vertreten und stand auch in Wackersdorf auf der Bühne, nachdem wohin sie von Uli Otto von der Regensburger Deutschfolkgruppe „Anonym“ eingela­den worden waren. „Liederjan“ hat im Lauf der Jahre viele Gruppen der deutschen Folk- und Liedermacherszene wesentlich beeinflusst. Sie wird es auch in Zukunft tun, obwohl die Forma­tion längst die Grenzen einer reinen Folk-Gruppe gesprengt hat und es oftmals zu personellem Wechsel kam und von den „ursprünglichen Liederjanen“ heute vor allem seit dem Tod Anselm Noffkes im Jahr 2003 nur mehr Jörg Ermisch übrig geblieben ist. Ermisch ist heute das einzige „Liederjan“-Mitglied, das bereits 1986 bei Wackersdorf auf der Bühne stand.

Von gelegentlichem Mitwirken verschiedener Gastmusiker bei ihren zahlreichen Platten­produktionen abgesehen bildete „Liederjan“ immer ein Trio, das sich bei der Gründung 1975 aus Anselm Noffke, Jörg Ermisch und Jochen Wiegandt zusammensetzte. Die beiden ersteren bildeten mit Noffke mehr als 25 Jahre den festen Kern; der „dritte Mann“ wurde seither im Laufe der Jahre mehrfach ausgewechselt. So spielten bei „Liederjan“ der bereits erwähnte Rainer Prüss, Edzard Wagenaar, Wolfgang Rieck, Jürgen Leo, Klaus Irmscher und Michael Lem­pelius, den Platz von Anselm Noffke nahm mit Hanne Balzer zum ersten Mal in eine Frau ein. Schauspielerische und kabarettistische Elemente runden bis heute das virtuose Spiel und die ausgefeilten Gesangsätze der nach wie vor hervorragenden drei Musiker ab, „große Künstler der Kleinkunst, geistreich, bissig und witzig, ein Highlight unter der“ zeitweise „auch ansons­ten nicht schlecht bestückten deutschen Folkszene …“

 

 

 

Offizielle Homepage: Liederjan