Die bereits 1971 gegründete und bekannteste österreichische Folk-Politlieder-Gruppe der damaligen Jahre, die „Schmetterlinge“ aus Wien, war ebenfalls auf dem Anti-WAA-Folkfestival 1986 vertreten. Die Musiker hatten seinerzeit von sich aus den Wunsch nach einer Teilnahme bekundet
Die „Schmetterlinge“ bestanden 1986 aus Beatrix Neundlinger, Willi Resetarits. Schurli Herrnstadt, Erich Meixner, Herbert Tampier und Günter Großlercher. Die Gruppe hatte ursprünglich mit einem Repertoire internationaler Folklore begonnen. Mit ihrer „Proletenpassion“, einer Dreifach-LP, welche mit dem Mittel des Liedes sachkundige Einblicke in die (deutsch)österreichische Geschichte bot, schaffte sie den Sprung zum politischen Lied, einem Genre, dem die Gruppe bis zu ihrer Auflösung treu geblieben ist. Die „Schmetterlinge“ bezogen engagiert Stellung etwa zur Terrorhysterie, den Berufsverboten, neofaschistischen Umtrieben und gewerkschaftlichen Kämpfen auch in der damaligen Bundesrepublik Deutschland, beschäftigten sich aber auch mit der Ausbeutung der Dritten Welt sowie mit Themen wie Hunger, Kriegsgefahr und Umweltzerstörung. Am 10.Oktober 1981 traten sie auf der Großveranstaltung der Friedensbewegung im Bonner Hofgarten gegen die geplante Nachrüstung auf. 1983 wurde der Gruppe der „Deutsche Kleinkunstpreis, Sparte Kabarett“ zuerkannt, eine Auszeichnung, die sie damals ganz besonders gefreut hat. Auch gegen die WAA haben die Schmetterlinge“ immer wieder vehement Stellung bezogen, vor dem Auftritt in Wackersdorf etwa auch auf der großen Anti-WAA-Demonstration des Jahres 1985 in München. Sie waren in diesem Bereich auch in den folgenden Jahren immer wieder tätig.
Die „Schmetterlinge“ waren 1969 gegründet worden. 1970 stieß Brigitte Schuster (Gesang, Perkussion) zur Band, wurde allerdings 1971 durch Pippa Armstrong ersetzt, an deren Stelle 1976 schließlich Beatrix Neundlinger, vormalige Sängerin der „Milestones“ trat. Sie sollte als Sängerin die weiteren „Schmetterling“-Produktionen begleiten. Mit Fredi Rubatschek hatte bereits vorher ein Gründungsmitglied die Formation verlassen, an dessen Stelle der vielseitige Herbert Tampier getreten war. Außerdem spielte Günther Großlercher auf zahlreichen Platten der Gruppe die akustische Gitarre, obwohl er ansonsten für die Aufnahmeleitung, das Management und bei Konzerten für die Saaltechnik zuständig war.
Im Jahr 1977 erschien die „Proletenpassion“, die zum bekanntesten Werk der „Schmetterlinge“ wurde. Sie basierte auf Texten von Heinz Rudolf Unger, der die Herrschaftsstrukturen und soziale Fragen des frühen 16. bis zum späten 20. Jahrhundert „musikalisch aufgearbeitet“ hatte. Uraufgeführt wurde sie 1976 bei den Wiener Festwochen. Im gleichen Jahr vertrat die Band mit dem Lied „Boom Boom Boomerang“ Österreich beim Grand Prix Eurovision de la Chanson, dem heutigen Eurovision Song Contest, dessen der Text von Lukas Resetarits als satirische Kritik an der Plattenindustrie gedacht war. Es erreichte nur den vorletzten Platz. Die 1979 erschienene LP „Herbstreise“ gilt bis heute als die wohl politischste, aber auch musikalisch ausgefeilteste Platte der „Schmetterlinge“. Sie nahm engagiert Stellung zu den 1979 in Deutschland vorherrschenden Themen – von der RAF, Denunziantentum im Zuge der Berufsverbote, über Emanzipation, das Wirken alter Kräfte der NS-Zeit in der Bundesrepublik, dem Kampf für die 35-Stunden-Woche bis hin zum Protest gegen Umweltsünden.
Ab 1982 verstärkte Helmut Grössing die Band mit seinem Schlagzeugspiel. 1983 verlieh das „Unterhaus“ in Mainz den„Schmetterlingen“ den jährlich vergebenen Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte „Kleinkunst“. 1985 spielten sie die Revue „Nix is fix“ im Wiener Akademietheater und auch auf der großen Anti-WAA-Demonstration in München auf. Deswegen wurden sie auch zum Anti-WAA-Folkfestival 1986 eingeladen. 1987 erfolgte eine große Tournee mit einer leicht veränderten Wiederaufführung der „Proletenpassion“ (u.a. München, Berlin, Bochum, Bremen, Oldenburg, Köln). 1989 gab es eine Vorstellungsserie des Programms „Vorwärts – und vergessen?“, wonach es einige Jahre um die Gruppe ruhiger wurde. 1995 folgten die Programme „Jahre wie Tränen“ und „Lieder zur rechten Zeit“. Danach spielten die „Schmetterlinge“ nur mehr vereinzelt Benefizkonzerte – das vorerst letzte Konzert fand im März 2001 statt. Im Sommer 2008 fand sich die Gruppe (ohne Willi Resetarits) wieder zusammen und spielt seitdem vereinzelt Konzerte mit ihrem alten Jura-Soyfer-Programm aus dem Jahr 1981.
Offizielle Homepage: Die Schmetterlinge