„Zupfgeigenhansel“ war ein von Erich Schmeckenbecher und Thomas Friz gegründetes deutsches Folk-Duo der 1970er- und 1980er-Jahre. Die Gruppe benannte sich nach dem bekannten Wandervogel-Liederbuch Der Zupfgeigenhansl, das 1909 erschienen war. Das Repertoire der Gruppe überschneidet sich allerdings nur teilweise mit dem Inhalt dieses Liederbuchs. Die „Zupfis“ konnten – obwohl ebenfalls überzeugte Kernkraftgegner – nicht am Anti-WAA-Folk-Festival im Mai 1986 teilnehmen, weil sich das Duo zu diesem Zeitpunkt wegen interner Streitigkeiten auflöste. Dennoch schickten die beiden noch ein Solidaritätsschreiben an die Veranstalter:

(…) natürlich würden wir auch sehr gerne am Festival teilnehmen, doch ist uns dies leider aus Zeitgründen nicht möglich. Wir hetzen derzeit von Termin zu Termin, haben für den 03. Mai bereits für eine andere Veranstaltung zugesagt! Dennoch unterstützen wir selbstverständlich den Kampf gegen die geplante WAA! Für das Konzert unsere besten Wünsche!“

Zupfgeigenhansel folgte zunächst der Idee, deutsche Volkslieder mit freiheitlichem Charakter wiederzuentdecken, teilweise mit eigenen Melodien zu versehen und diese wieder populär zu machen. In den Volksliedern ging es um das Leben der „einfachen“ Leute der vergangenen Jahrhunderte. Inhaltlich handeln sie von Liebe, Not und Wagnis, Unternehmungslust, dem Stolz libertärer Geister, der Verachtung gegenüber Obrigkeit und Pfaffen sowie dem Widerstand gegen Militarismus. Die Musik Zupfgeigenhansels sollte einen Grundstein – neben Ougenweide, Hannes Wader und Liederjan – für eine alternative deutsche Volksmusik legen, jenseits der zu der Zeit konservativ besetzten traditionellen Volksmusik. Ein Kritiker schrieb einmal: „Heino möge diese Lieder hören, damit er aufhört, seine zu singen.“ Anfang der 1970er-Jahre begann in Westdeutschland die große Zeit der Folkbewegung, die Zupfgeigenhansel maßgeblich mit prägte.

Zupfgeigenhansel (gegründet 1972) trat ab 1974 in verschiedenen Folkclubs, hauptsächlich in Süddeutschland, auf. Es folgten Rundfunkauftritte in der Sendung Liederladen des Südwestfunks und in der FS-Sendung Nachklapp des Saarländischen Rundfunks. 1976 erschien ihre erste LP Volkslieder I im Verlag Pläne und im folgenden Jahr die LP Volkslieder II. Dafür wurden sie 1977 für den Deutschen Schallplattenpreis nominiert. 1978 erhielten sie die Auszeichnung Künstler des Jahres 1978 – Ensemble Pop national von der Deutschen Phonoakademie und veröffentlichten ihr erstes Liederbuch mit 222 Volksliedern unter dem Titel: Es wollt ein Bauer früh aufstehn (Gesamtauflage über 250 000). Neben ihren Tonträgern sorgte dies für ein wahres Volksliedrevival in West wie Ost, gilt heute als legendär und diente als Vorlage für weitere Liederbuchveröffentlichungen anderer. Mit der LP ’ch hob gehert sogn erschien 1979 eine vielbeachtete Platte mit Jiddischen Liedern, die heute noch als Grundlage für die später aufkommende Klezmerbewegung in Deutschland zählt.

 

 

Offizielle Homepage: Zupfgeigenhansel/Erich Schmeckenbecher